„Geht klar. Wir helfen dir bei der Suche, Jo. Du musst dich
aber zurückhalten, falls wir ihn ausweisen müssen.“ Der Aufenthaltsort war
schnell ausfindig gemacht. Sie beschatteten ihn.
„Seit wann verkehrt Todd mit so zwielichtigen Personen? Die
Männer sehen aus wie Drogenbarone oder Zuhälter, ein wenig brutal und
schmierig. Die haben ja fiese, gemeine Hackfressen, so richtige
Gangstervisagen. Ich möchte zuerst mit ihm reden, will hören, was er dazu
sagt.“ Sie ging auf ihn zu, rief seinen Namen.
„Was willst du Jo, verpiss dich.“
„Caitlin und Dad machen sich megamäßige Sorgen, du hast lange nicht angerufen.
Du hättest schon vor drei Wochen in Australien sein müssen. Was machst du hier
in dieser verrufenen Gegend, was hast du für Freunde, bist du etwa kriminell
geworden?“
„Das geht dich nichts an, kümmere dich um deine Angelegenheiten. Außerdem geht
mir dein Dad schon lange am Arsch vorbei. Ständig ging es nur um dich, Jordana
mein Liebes das hast du gut gemacht. Jordana hier, Jordana dort, für mich war er
nie da. Ich bin bloß auf der Welt, weil er seinen Schwanz nicht in der Hose
lassen konnte.“
„Das stimmt so nicht, Todd, er ist genauso dein Dad. Er wusste nichts von dir,
Caitlin hat es ihm nie gesagt. Außerdem ist Caitlin genauso schuldig an deinem
Dasein. Wenn sie verhütet hätte, wärst du auch nicht hier, abgesehen davon
hörst du sowieso nicht auf Dad, sondern nur auf das, was Caitlin sagt. Du bist
ein Muttersöhnchen, Todd.“
„Sei bloß still, du bist auch nicht perfekt?“
„Wie meinst du das?“
„Denk an die Sache mit Bruce, der wäre jetzt nicht im Knast, wenn du nicht
gewesen wärst. Wie konntest du das tun, wie konntest du deinen Ehemann
anzeigen, das tut man nicht. Ich wäre froh, wenn du ihn nie kennengelernt
hättest. War das so schlimm, was er getan hat? Wie oft hast du ihn im Knast
besucht? Einmal, du bist lieber weggezogen, hast ihn im Stich gelassen. Ich war
für ihn da, habe ihn regelmäßig besucht, das wäre deine Aufgabe gewesen. Aus
Dank hat er mir sein Cabrio geschenkt, das dir so gut gefällt, das bekommst du
nicht.“
„Sam hatte die Beweise, er hat den Fall ins Rollen gebracht, nicht ich. Ich
wusste nichts von seinen illegalen Machenschaften. Allerdings hätte ich ihn
angezeigt, wenn ich von dem Waffenhandel gewusst hätte. Ich habe aber nichts Verbotenes
getan, Todd, das war Bruce. Weißt du überhaupt, was er mir alles angetan hat,
während unserer Ehe, hast du jemals davon erfahren? Du warst im Krankenhaus,
hast du nicht gesehen, dass er mich fast todgeschlagen hat, das tut kein
liebender Ehemann. Was hast du überhaupt mit Bruce zu schaffen?“
„Wahrscheinlich hast du das, was er dir angetan hat, verdient. Du wirst ihn mit
deiner Liebe erdrückt und deiner lebenslustigen Art genervt haben. Du bist
immer auf der Suche nach irgendwelchen Abenteuern, und dauernd deine saublöde
Singerei. Mir war er immer ein guter Freund, besser als Samuel, der hat mich
nur geduldet, weil ich dein Halbbruder bin.“
„Das siehst du vollkommen falsch, Todd, Samuel hat dich gern gehabt. Du warst
es, der seine Freundschaft nicht wollte. Du warst eifersüchtig auf ihn, weil
wir uns so supergut verstanden. Du wolltest niemals die freie Zeit mit uns
verbringen, hast lieber an deinem PC gesessen.“
„Ach hau doch ab, du nervst. Lass mich in Ruhe, ich will dich nicht mehr sehen.
Ich hasse dich Jordana Mc Garrett, hasse dich genauso wie deinen Alten.“
„Beantworte mir noch eine Frage. Hast du irgendjemandem meine Telefonnummer und
meinen Hausschlüssel gegeben? Es war jemand in meiner Wohnung, er hat der Katze
die Kehle durchgeschnitten.“
Todd drehte sich angefressen um und ging.
„Das Werte ich als ein Ja, schäm dich Todd, wie tief bist du gesunken?“
Leseprobe 2
Da es wahrscheinlich das letzte warme Wochenende war,
unternahmen sie eine Motorradtour zum Charles River. Durch die Innenstadt ging
es sehr schleppend. Wohin fahren alle, nutzen sie das schöne Wetter aus oder
müssen sie Besorgungen machen? Endlich erreichten sie den Highway. Ein paar
Meilen hinter der Stadt waren sie fast allein auf der Straße, jetzt konnte Mick
schneller fahren. Plötzlich geriet das Motorrad ins Schlingern. Jo hielt sich
gut fest. Mick konnte noch abbremsen, trotzdem geriet die Maschine außer
Kontrolle. Sie hatten großes Glück, dass neben dem Highway eine freie
grasbewachsene Fläche war, so war es nicht ganz so hart. Die Maschine lag auf
ihnen.
„Ist dir was passiert Jo? Was war das?“
Sie rappelte sich hoch.
„Es geht mir gut, mir fehlt nichts.“
Er stellte die Maschine auf, um sie zu untersuchen, hinter ihnen bremste ein
schwarzer Geländewagen, er blieb auf dem Seitenstreifen stehen. Vier Männer mit
schwarzen Kampfanzügen und Sturmmasken sprangen aus dem Wagen, sie zielten mit
ihren Gewehren auf sie. Rote Lichtpunkte erschienen auf ihrer Kleidung. Ein
Maskierter sprang hinter Jo und packte sie von hinten. Sie wollte sich wehren,
schob ihre Arme unter die des Angreifers, stemmte sich gegen ihn. Jordana
rümpfte die Nase, den Geruch kannte sie, es war das penetrante Rasierwasser von
dem Kerl, der in ihrer Wohnung war.
„Wenn du es auch nur im Ansatz versuchst, ist er tot, sagte der Angreifer.“
„Unternimm nichts Jo, wir haben keine Chance gegen diese Gewehre“, flüsterte
Mick ihr zu.
Ein zweiter Geländewagen hielt an, die beiden Autos standen mit eingeschalteter
Warnblinkanlage auf dem Seitenstreifen. Für eventuell vorbeikommende Fahrer
musste es so aussehen, als ob ein Wagen eine Panne hat. Außerdem war der Blick
auf das Geschehen am Straßenrand versperrt. Ein weiterer vermummter Mann stieg
aus, ging auf Mick zu.
„Prentiss, auf diesen Moment habe ich schon lange gewartet,
wir haben noch eine Rechnung offen, die bezahlst du jetzt.“
„Lass sie da raus, sie hat nichts damit zu tun.“
„Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.“
„Wie meinst du das?“
Der Mann rammte ihm eine Spritze in den Hals. Mick sackte zusammen, sie trugen
ihn in einen der beiden Wagen. Nach und nach stiegen die Kerle in die Autos,
bis zuletzt hatte einer das Gewehr auf sie gerichtet.
Jo brauchte einen Moment um sich zu sammeln. Scheiße,
verdammter Mist. Was soll das nun wieder? Was wollen die Wichser von Mick? Sie
wählte Harrisons Nummer. Wo ist er, warum geht er nicht an sein Handy, schläft
er noch? Sie wählte Calvins Nummer.
„Was ist los, Jayjay?“ war seine Frage ohne seinen Namen zu nennen.
„Sie haben Mick entführt“, sprudelte sie atemlos hervor.